"Jugendarbeit" Anno 1915

… eine anschauliche Schilderung, wie damals die Jugend für kriegerische Tätigkeiten „eingeübt“ wurde. 

Aus dem Unterhaltungsblatt Schleiden vom 8. März 1915 – gefunden von Klaus Stüber

„Haltet aus im Sturmgebraus!“ So sangen unsere Jungen der Jugendkompanien Schleiden und Olef gestern oftmals auf dem Marsch nach Blankenheim; trotz des heftigen Sturmes und Schneewehens, das namentlich auf der Höhe von Milzenhäuschen recht unangenehm wurde, hielten alle tapfer aus. Unterwegs wurde die Kompanie Schleiden-Olef mit der heutigen Aufgabe bekannt gemacht. Sie hatte sich des Eisenbahnüberganges bei Station Blankenheim-Wald zu bemächtigen. Hinter Krekel setzte sich die Kolonne mit Marschsicherung in Bewegung. Patrouillen hatten das Vorgelände aufzuklären. Die Spitze von Blau (Schleiden) hatte schon bald eine feindliche Patrouille, die mit „schweren Geschützen“ bewaffnet war, abgefangen. Ankommende Meldungen veranlassten im Hochwald von “Peterholz“ die Entwicklung von Schützenlinien, die hier ein unebenes oder doch deckungsreiches Gelände vor sich hatten. Am Waldrand wurde wiederum eine strake Patrouille von Rot (Blankenheim) außer Gefecht gesetzt. Beim Verlassen des schützenden Waldes erkannte man sofort, wie vorteilhaft die Kompanie Blankenheim (mit jungen Leuten aus Blankenheimerdorf, Blankenheim und Dollendorf) unter kundiger Führung Gendarmerie-Wachtmeisters Wiegand, Blankenheimerdorf das Gelände am Bahnkörper ausgenutzt hatte.

Die rote Partei (Blankenheim) sollte den Übergang über die Bahn verhindern; zu diesem Zwecke verteidigten 3 Kompaniezüge den Bahnhof und den Bahnkörper bis hinter der neuen Provinzialstraße, rote Kavallerie klärte im Walde vor dem Bahnhof auf, hatte aber das Unglück, größtenteils abgeschnitten und außer Gefecht gesetzt zu werden. Hervorragend günstige Stellung hatte die rote Artillerie, die mit schweren Schüssen die blauen Schützenlinien in der Flanke anfaßte. Im Ernstfalle würden hier wohl wenige Mann von den angreifenden Blauen übriggeblieben sein; der Feind hatte die höhere Lage, ganz besonders für Artillerie, die geschützte und verdeckte Stellung hinter dem Bahndamm und am Bahnhof, während Blau schutzlos auf der Fläche vormußte. Hierbei zeigte es sich aber, wie jeder von den Angreifern bestrebt war, auch die kleinste Deckung auszunutzen. Als die blaue Reservetruppe zur Verstärkung herankam, bliesen die Trompeten zum Sturm und die Trommeln wirbelten zum letzten Lauf. Im Hurra gings an den Bahndamm heran, wo „das Ganze Halt!“ geblasen wurde.

In der Kritik am Bahnhof legten die Herren Wachtmeister Wiegand und Ober-Wachtmeister Schröder noch einmal kurz die Gefechtslage klar. Herr Hauptmann Grass dankte der Kompanie Blankenheim für ihre bereitwillige Teilnahme an der Übung. Im nachfolgenden strammen Parademarsch, zu welchem das Trommler- und Pfeiferkorps der Blankenheimer Kompanie mit ihrem gedienten Tambourmajor schneidige Marschweisen lieferte, zeigte die jungen Soldaten alle, daß bei keinem noch irgend etwas von Mattigkeit zu verspüren war. Mit den Abendzügen 6 und 7 Uhr fuhren die beiden Kompanien heim, an ihren munteren Soldatenliedern merkte man es, daß ihnen der Tag. Wenn auch stürmisch und stramm, recht viel Freude gemacht hatte.

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