… die Sleidanus Apotheke in Schleiden?

Woher kommt der Name? Josef Herr hat für uns recherchiert:

SleidanusEin kleines Heft von Josef Herr soll denen helfen, die mit dem Namen Sleidanus nicht viel anfangen können. Er erinnert an einen großen Humanisten, der In Schleiden geboren wurde. Zwei große Männer Schleidens lebten zur gleichen Zeit und waren miteinander eng befreundet:

Johannes Philippi, genannt Sleidanus, geboren 1506, und Johannes Sturmius, geboren 1507. Beide waren Humanisten, bekannten sich zur Reformation und stammten aus wohlhabenden Bürgerfamilien. Sie besuchten zusammen in Schleiden eine Schule. SIeidanus studierte später in Köln und Löwen.

Zunächst sei etwas der historische Hintergrund erklärt, in dem die beiden Humanisten lebten:

Es war zu der Zeit, als die Habsburger die Deutsche Kaiserkrone und den Königsthron von Spanien besaßen. König Franz l. von Frankreich versuchte sich aus dieser Habsburgerklammer zu befreien. Gleichzeitig steckte Europa in der Reformation mit ihren Folgen. Wien musste der ersten Belagerung durch die Türken standhalten. Sturmius‘ Weg führte nach Paris, nachdem er in Löwen durch seine Vorlesungen bekannt geworden war. In Paris bekam er eine Stelle in der Kanzlei des Humanisten Guillaume Du Bellay, des Geschichtsschreibers und Diplomaten des französischen Königs. Später übernahm er in Straßburg die Aufgabe, das höhere Schulwesen zu leiten und neu zu organisieren. Aus dieser Schule ging die Universität Straßburg hervor. Als seinen Nachfolger in der Kanzlei empfahl er seinen alten Schulfreund SIeidanus. Hier bekam SIeidanus Einblick und Zugang in die hohe Politik, traf mit wichtigen und führenden Politikern zusammen und lernte „sozusagen in der Werkstatt, in der Politik gemacht wird.“ Franz l. nahm Kontakt zu den protestantischen Fürsten Deutschlands auf.

Sie hatten sich zum Schmalkaldischen Bund zusammengeschlossen. Franz l. wollte sie zum Widerstand gegen den Kaiser bewegen. Der gesamte Schriftverkehr lief über Sleidanus. Er war ein Referent für französische Deutschlandpolitik. Die Versuche des Königs scheiterten. Sleidanus wurden vom Hof Vorwürfe wegen übertriebener Berichterstattung gemacht. Er ging nach Straßburg, wo er zunächst mittellos lebte, weil die Zahlungen, die ihm vom Hof her zustanden, aus Paris ausblieben. Unerwartet trat der Straßburger Reformator Bucer an ihn heran und bat Ihn, eine Darstellung über die Reformationsgeschichte abzufassen.

Sleidanus arbeitete schon während seiner Zeit in Paris wissenschaftlich (1537 erschien eine lateinische Bearbeitung des französischen Chronisten des 14. Jahrhunderts von Jean Froissart; 1547 folgte die der Geschichte von Philippe de Commines). Für ein Jahresgehalt von 250 Gulden nahm Sleidanus die Arbeit an. Damit verbunden waren Tätigkeiten als Übersetzer, Dolmetscher und Diplomat des Schmalkaldischen Bundes. Nachdem 1546 der Krieg des Schmalkaldischen Bundes zu Gunsten des Kaisers ausgegangen war, musste Sleidanus eine Bittschrift an den Kanzler des Kaisers stellen, um in Straßburg bleiben zu können. Die ersten vier Bücher seines Werkes konnte er zunächst nicht drucken lassen, bis er, von Gönnern und Wohltätern unterstützt, Arbeit fand für ein bescheidenes Jahresgehalt von 150 Gulden.

Seine Gönner setzten sich dafür ein, dass er seine Werke drucken konnte. 1552 traf ihn ein harter Schlag. Seine Frau, die er 1546 geheiratet hatte, starb. Sie hinterließ ihm drei kleine Mädchen. Erst 1555 wurde sein Werk gedruckt. Es umfasst die Geschichte Kaiser Karls V. von 1517 bis 1555. Es erschien in lateinischer Sprache. Von den eintausend gedruckten Exemplaren warenbereits im Juli 984 verkauft. Weitere Auflagen wurden herausgegeben. In Antwerpen und Köln erschienen Gegendarstellungen.

„Weitere Ausgaben der Kommentare (Geschichtswerke) folgten; bis zum Ende des 18. Jahrhunderts erreichten sie 80 Auflagen, darunter Übersetzungen in mehrere europäische Sprachen.“ Sleidanus ordnete die Dokumente, stellte sie zusammen und verknüpfte sie. Dabei war er stets bestrebt, die Objektivität zu wahren. Seine Werke waren etwas Neues. „Sie sind nicht, wie die Chroniken Beispielsammlungen zu ethischer Belehrung oder religiöser Erbauung. Sie sind Darstellung einer großen geistigen Bewegung in ihrer Entstehung und Entwicklung in Verflechtung mit den politischen Mächten der Zeit auf Grund authentischen Quellenmaterials.“

Seine Werke stießen auf große Anerkennung und heftigste Kritik. Sleidanus litt unter den Kritikern, sah aber von einer Verteidigung ab. Wegen seiner Objektivität und seinem Bekenntnis zur Reformation konnte er beim Kaiser in Ungnade fallen. Neben diesem Druck litt er auch unter familiärer Not. Niemand nahm sich auch nur zeitweise seiner Kinder an. Trotzdem stellte er zwei weitere Bücher fertig, unter anderem eine Weltchronik, die bis zum 19. Jahrhundert an vielen Universitäten als Leitfaden zum Geschichtsstudium verwendet wurde.

1555 schien sich seine Lage zu bessern. Er sollte einen Lehrstuhl als Professor für Geschichte an der Universität Duisburg erhalten, die 1561 eröffnet werden sollte. Doch nach längerer Krankheit starb Sleidanus am 31.10.1556. Er wurde auf dem Friedhof St. Gallus beigesetzt, auf dem Straßburgs bedeutendste Männer ihre letzte Ruhestätte finden.

Der Verfasser ist sich bewusst, dass diese Zeilen keine Biographie sind und das Leben und Werk des SIeidanus nur lückenhaft umreißen.

Es wurden folgende Quellen verwendet:
a) Zeiten und Menschen Robert-Hermann Tenbrock, Kurt Kluxen und Erich Goerlitz Paderborn 1979 Verlag Schöningh
b) Kreis Schleiden Heimatkalender 1968, 1968 Bonn
c) Vergangenheit und Gegenwart, Herausgeber: Stadt Schieiden, Erscheinungsjahr: 1975
d) Heimatchronik des Kreises Schleiden, herausgegeben i.A. des Kuratoriums für deutsche Heimatpflege e.V. Bonn, Erscheinungsjahr: 1954 Köln
 
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