Feuer im Dachstuhl des Gymnasiums

Dramatische Stunden für die Stadt Schleiden und das Johannes-Sturmius-Gymnasium: In der Nacht zu Freitag, 16. November 2018, richtete ein verheerender Brand schwere Schäden an der Traditionsschule an. An allen drei Flügeln des Altbaus zur Blumenthaler Straße vernichtete das Feuer die Dachstühle restlos, die Aula, deren Dach in den Saal stürzte, wurde völlig vernichtet. Schwerer Schaden entstand auch an der Stadtbibliothek, die im Querflügel parallel der Aula untergebracht war. Weitere Schäden entstanden durch Löschwasser in den beiden Etagen unter den betroffenen Gebäudeteilen. Dem schnellen und wirksamen Einsatz der Feuerwehr Schleiden, die von weiteren Wehren unterstützt wurde, ist es wohl zu verdanken, dass der Schaden im Wesentlichen auf den Altbaubereich begrenzt wurde. Rund 150 Helfer waren zeitweilig am Werk. Schulleitung und Stadt bemühen sich fieberhaft, den Unterricht kurzfristig wieder aufzunehmen. Einige Klassen sollen vorübergehend zum Schulzentrum Mühlenberg wechseln. 

Die Schäden betreffen Werte, die teilweise erst in den vergangenen Jahren geschaffen wurden, als die Stadt sich energisch bemühte, die in die Jahre gekommene Schule wieder zu einer zeitgemäßen Anstalt aufzuwerten. Die Politik stellte enorme Summen bereit, um die Schule thermisch zu isolieren und neue Fenster einzubauen. Auch in die Einrichtung und pädagogische Ausstattung wurde kräftig investiert, zuletzt in die Digitalinfrastruktur und die neue Bestuhlung der Aula.

Der Brand brachte eine weitere, überraschende Volte in der von vielfachen Wandeln betroffenen Geschichte der Schule. 1866 entstand in der damaligen Hühnerstraße 30, heute Sleidanusstraße, die erste Oberschule, die bis 1945 allerdings lediglich bis zur Mittelstufe führte. Wer das Abitur ablegen wollte, musste nachher in die Oberstufe eines regulären Gymnasiums wechseln, etwa nach Münstereifel, Euskirchen oder Bonn. Von dieser Bildungsmöglichkeit machten insbesondere die Söhne der „besseren“ Schleidener Gesellschaft gebrauch.

Im weiteren Verlauf entstand auf dem Driesch, der damals noch nicht durch die heutige Bundesstraße 265 zerteilt wurde, ein großzügigeres neues Schulgebäude, das in mehreren Abschnitten und nach dem Kunstgeschmack der Zeit durchaus ambitioniert ausgebaut wurde. 1929 war der Bau weitgehend fertiggestellt, mit wenigen Jahren Verzögerung entstand etwas abgesetzt noch eine großzügige Turnhalle, die auch als Bürgerhaus nutzbar war. Das „Realprogymnasium“ wurde 1937 zum Realgymnasium und bald durch das nationalsozialistische Regime zur „Deutschen Oberschule“ umgewandelt. Der Schulunterricht konnte im Zweiten Weltkrieg bis zu den Sommerferien 1944 fortgesetzt werden und endete dann an dieser Stelle für immer. Bei den Kampfhandlungen am Kriegsende wurde der Schulbau vollständig zertrümmert. Die Turnhalle wies jedoch nur geringe Schäden auf.     

Nach der Wiederaufnahme des Unterrichts in Provisorien legte die Kultusministerin Christine Teusch in Schleiden im Bereich des früheren Kurparks den Grundstein für eine Nachfolge-Anstalt als Jungengymnasium. Der mehrflügelige Neubau ging zügig voran, bald konnte in der damals als modern geltenden Schule unterrichtet werden. Aber dabei blieb es nicht: Die Schule wurde laufend weiter ausgebaut, unter anderem entstand ein Hochbau für weitere Klassen und naturwissenschaftliche sowie künstlerische Unterrichtsräume. Unmittelbar angrenzend errichtete die Stadt später eine großzügige Dreifachturnhalle, die auch von diversen Vereinen eifrig genutzt wird. In den vergangenen Jahren machte sich die Stadt entschieden daran, das Traditionsgymnasium in eine zeitgemäße Zukunft zu führen. 

Bereits am 12. August 1982 war die ehemalige Turnhalle auf dem Driesch in Flammen aufgegangen. Sie war zuletzt als Kino genutzt worden. Damals war Brandstiftung die Ursache gewesen. Was nun den aktuellen Brand im Schulgebäude ausgelöst hat, das versuchen Brandermittler der Kriminalpolizei herauszufinden. Aber alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Stadt und Schule fest entschlossen sind, die Schule wieder in eine gute Zukunft zu führen. (F.A. Heinen)

Impressionen zum Feuer am Johannes-Sturmius-Gymnasium in der Nacht zum 16. November 2018. (Bilder: Feuerwehr Schleiden (4), F.A. Heinen (2)

 

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