12.02.2019; Vortrag: Kirchenglocken in Schleiden und Umgebung

Miro Honhoff kletterte auf schwindelerregenden Leitern und Stiegen in die Glockentürme, sie fotografierte, interviewte, recherchierte und packte die Ergebnisse in einen interessanten und spannenden Vortrag. Eingestimmt wurden die Zuhörer mit Glockenklängen der Sankt Donatus Kirche in Harperscheid.

Die Referentin Miro Honhoff.

Gemünd. Einen fulminanten Parademarsch durch die Geschichte der heimischen Kirchenglocken bot am Dienstag, 12. Februar, Miro Honhoff in den Räumen des Netzwerks an Urft und Olef in Gemünd. Eingeladen hatten gemeinsam die evangelische Trinitatis Kirchengemeinde Schleidener Tal und das Geschichtsforum Schleiden e. V. Die Sitzplätze waren komplett besetzt, als die Referentin ins Thema einführte. Bald wurde deutlich, dass es selbst im 20. Jahrhundert zu einer abenteuerlichen Reise durch die Heimat werden kann, wenn man versucht, die hoch oben in den Kirchtürmen hängenden Glocken zu fotografieren. Honhoff machte zahllose Praxistests und erlebte wahrlich abenteuerliche Treppenkonstruktionen auf dem Weg zum Geläute.

Mit Sachverstand stellte sie die Geschichte verschiedener Glocken in den Kirchenbauten zwischen Rur- und Oleftal vor. Sehr häufig hatte die Referentin lustige oder spannende Begebenheiten zu berichten, so dass der Spannungsbogen bis zum Schluss hoch blieb. Sie stellte unter anderem für die Kirchengemeinden beider Konfessionen in Gemünd einen erstaunlichen und sehr frühen Versuch friedlicher, für alle gewinnbringender Koexistenz vor. Ein Gutachten von 1940 zeigte, dass die Glockenspiele beider Kirchen damals perfekt aufeinander abgestimmt wurden. Die Glocken der katholischen Kirche bilden mit den Tönen c, d und e die tiefere Gruppe, das Geläute der evangelischen Kirche kommt mit den höheren Tönen f, g und a daher. Vollständig wurde das Geläute nur dann, wenn beide im Einklang geläutet wurden: Ein mindestens sehr ungewöhnliches Beispiel für Ökumene in einer Zeit, als sich vielfach die Konfessionen noch spinnefeind gegenüberstanden.

Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 blieb am Ende eine Menge Kriegsschrott übrig. Das brachte den katholischen Kirchenvorstand in Gemünd auf die grandiose Idee, den frisch gekrönten deutschen Kaiser um die Überlassung einiger alter Geschütze zu bitten. Sie sollten eingeschmolzen und eine neue Zweckbestimmung als Kirchenglocken bekommen.

Zeitlich schaffte Miro Honhoff bei ihrem Vortrag eine Punktlandung von ziemlich genau einer Stunde, in der die Zuhörer gebannt lauschten. Nachfragen aus dem Publikum zeigten, dass das Interesse der Zuhörer durchaus auch weiter reichte. (fa)

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