Anno 1869 gab es zwei Karnevalszüge im Städtchen und man verlebte wie in der u.a. Anzeige verkündet einen „heiteren und gemütlichen Carneval“ . Das närrische Treiben zu Karneval dürfte im 19. Jahrhundert das Schleidener Tal erreicht haben. Gesichert ist immerhin die erste Erwähnung eines Balls bei G. F. Chevalier am „Fastnacht-Montag“ 1843 im Unterhaltungsblatt (UBl). Im folgenden Jahr warb die „Witwe Joseph Graff“ mit Tanzmusik zu den Karnevalstagen. Organisiert waren die Kreisstadt-Jecken 1869 unter dem Dach einer Gesellschaft mit dem Namen „Hat ihm schon“, die in dem Jahr mit der Ankündigung „Carneval in Schleiden“ sogar zwei Umzüge anbot: Am „Rose-Montag“ stand der Zug unter dem Motto „Eine Schleidener Neujahrsnacht oder das unterbrochene Ständchen“. Das bezog sich möglicherweise auf eine stadtbekannte Begebenheit beim vorherigen Jahreswechsel. Am Karnevalsdienstag folgte ein weiterer Umzug unter dem Motto „Ho hoste net gesinn oder die Ruhestörer“. Die Züge starteten mittags um 12 Uhr am Driesch. Unter „Lokales“ berichtete das „Unterhaltungsblatt“ am 12. Februar 1869, dass die Züge „unter großem Beifall des Publikums“ stattgefunden hätten. Trotz des ungünstigen Wetters waren auch viele Auswärtige herbeigeeilt. Etwas vom Obrigkeits-Staat drang durch, als das Blättchen die Teilnehmer lobte, da „die Festlichkeiten überhaupt einen anständigen und friedlichen Verlauf“ genommen hätten. Einen so heiteren und gemütlichen Karneval habe es seit langer Zeit in Schleiden nicht mehr gegeben.
Der „Krieger-Verein zu Schleiden“ bot 1884 „carnevalistisch-humoristische Abend-Unterhaltung“ unter Mitwirkung von „Kölner Büttenrednern“ an. Im Dreikaiserjahr 1888 gab es im Städtchen sogar einen „Geisterzug“ zu Karneval. Somit waren bereits im 19. Jahrhundert alle heute gängigen närrischen Veranstaltungsformen bekannt. Zeitweilig kam die örtliche Narretei offenbar zum Erliegen, denn in der ersten Hälfte der 1890er Jahre war keine karnevalistische Aktivität im Unterhaltungsblatt mehr erwähnt. Den Auftakt machten dann wieder etablierte Vereine. 1895 lud der „Schleidener Instrumental-Verein“ zu einem „Concert am Fastnachtssonntage“ (24. Februar) ab 18 Uhr ins Hotel Büsch ein. 1898 lud am Fastnachts-Sonntag der Theater-Verein in das Hotel Kölner Hof ein, im folgenden Jahr ins Hotel Pütz.
Um die Jahrhundertwende brach sich das das närrische Treiben endgültig seine Bahn. Die Ausgabe des UBl vom 8. Februar 1902 bezeugte eine Feier im „karnevalistisch dekorierten Saale“ von Fritz Vehres in Schleiden. Die Konkurrenz vom Hotel Büsch schlief auch nicht und lockte alternativ zum Ball mit dem Hinweis auf „Münchener Spaten-Bräu im Anstich“. 1902 entstanden die beiden beigefügten Bilder, sie machen deutlich, dass die Narretei inzwischen auch wieder die Straßen erobert hatte. Dabei dürfte es sich um die ältesten Bilddokumente des Schleidener Karnevals handeln. 1905 warben in der Stadt Kaufleute bereits mit Karnevalsartikeln. Am 25. Februar 1911 meldete das UBl unter „Vermischtes“, dass nunmehr die Gesellschaft „Gemötlichkeit“ am Fastnachtsmontag den Faschingszug durch die Stadt veranstalte und abends noch einen Maskenball im Hotel Büsch stattfinde. Ein Faschingszug, so hieß es weiter, „hat seit etwa 10 Jahren hier nicht mehr stattgefunden“. (F.A. Heinen)
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