Aus der Bilderkiste – Das Gemünder Kino – eine Unterhaltungseinrichtung seiner Zeit

Das erste Kino in Gemünd wurde im Jahre 1937 von Johann Pilger gebaut. Vorher hatte es bereits Filmvorführungen im Mehrzwecksaal des Hotels „Zur Talsperre“ in der Dreiborner Straße gegeben (Bild 1). Zu Filmvorführungen wurde eine Großleinwand heruntergezogen. Johann Pilger hatte zuerst in der Bergstraße ein Kolonialwarengeschäft. Er kaufte dann in der Dreiborner Straße das Hotel „Zur Talsperre“, das spätere Hotel Lieske, wo dann auch die ersten Filme gezeigt wurden. Zuerst waren es noch Stummfilme mit Klavierbegleitung; später kamen dann schwarz/weiße und farbige Tonfilme hinzu.
Im Jahre 1937 baute Johann Pilger einen Kinosaal hinter der Dreiborner Straße mit langem Eingang und kleinem Kassenhäuschen (Bild 2). Das Kino hatte 300 Sitzplätze mit 3 Rängen und einer Loge. Vorne waren die billigsten, hinten die teuersten Plätze (Bild 3).
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kino im Winter 1944/45 zerstört (Bild 4). Die Eheleute Albert und Betty Pilger bauten es im Jahre 1948 wieder auf (Bild 5).
In der Hoch-Zeit des Films – insbesondere an Sonntagen – gab es oft 3 Vorstellungen am Tage und wenn alle 300 Plätze besetzt waren, wurden weitere Stühle aus der Gaststätte sowie der Privatwohnung geholt.
Am 31. Oktober 2011 wurde das Kino verpachtet, und später, als nur noch wenige Besucher ins Kino kamen, wurde der Filmbetrieb ganz eingestellt. Insbesondere das Fernsehen, welches sich in jedem Haus befand, hatte das Kino mit seinen Filmen verdrängt.
Werner Rosen aus Schleiden – ehemaliger Gemeindedirektor in Hellenthal – heute 96 Jahre alt, erzählte, dass er in den 1930er Jahren mit vielen anderen Schleidenern nach Gemünd ins Kino fuhr. Er selbst war damals Lehrling bei der Kreisverwaltung Schleiden. Sonntags fuhren 50 bis 100 Personen mit dem 15-Uhr-Zug von Schleiden nach Gemünd, vom dortigen Bahnhof ging es dann im Eilmarsch durch die Mühlengasse zum Kino, um dort als Erster an der Kasse zu stehen.
Nicht selten bildete sich im Kassenraum vor der der kleinen Kasse eine Schlange (Bild 6).
Die Eintrittspreise lagen damals auf einem Normalplatz bei 60 Pfennig und die hinteren, besseren Plätze kosteten 1,20 Reichsmark. Wenn noch Geld vorhanden war, ging man zu Cafe Lünebach, und bekam dort für 50 Pfennig ein Kaffeegedeck: eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen. Dies war dann das Sahnehäubchen des Nachmittags. Mit dem 18:30-Uhr-Zug ging es dann wieder zurück nach Schleiden.
Damals wurden unter anderem heute noch bekannte Ufa-Filme mit berühmten Schauspielern wie Zarah Leander, Heinz Rühmann, Marika Rökk, Hans Albers und Willy Birgel gezeigt. Filme wie „Die Drei von der Tankstelle“ (1930), „Habanera“ (1937), „Es war eine rauschende Ballnacht“ (1939), „Zu neuen Ufern“ (1937) waren im Programm.
Viele ältere Leute denken heute noch gerne an diese alten Filme und ihre Schauspielerinnen und Schauspieler zurück, die sie im Gemünder Kino gesehen haben.

Ein Beitrag von Norbert Stoffers. Fotos: Privat

 

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