Im voll besetzten Gemeindehaus referierte F.A. Heinen über die Espagit und die Explosion des Werkes vor nunmehr 100 Jahren.Gebannt verfolgten gut einhundert Zuhörer den spannenden Bildervortrag zur Geschichte des Werkes, der Explosionskatastrophe und den damit verbundenen verheerenden Umweltschäden.
1914 zuerst als Sprengstofffabrik für zivile Sprengstoffproduktion genehmigt wurde schon kurz nach der Eröffnung im Januar 1915 in großem stiel Sprengstoff für die Rüstungsindustrie hergestellt. Zeitweise arbeiteten mehr als 2000 Arbeiterinnen und Arbeiter unter z.T. unwürdigen Bedingungen in der Fabrik. Bis Kriegsende 1918 wurden u.a. tausende Tonnen TNT produziert und über vier Millionen Granaten mit Sprengstoff gefüllt. Dabei wurde weder auf Menschen noch Umwelt Rücksicht genommen. So wurden beispielsweise 17.500 Tonnen der bei der TNT-Produktion entstehenden Abfallsäure in die Umgebung entsorgt. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrig wurde die Produktion eingestellt und die Espagit im Auftrag der Alliierten mit der Vernichtung von Wehrmachtsgranaten beauftragt. Die zur Vernichtung bestimmten Granaten wurden Güterzugweise angeliefert und – wegen der begrenzten Kapazität des Werkes – zwischengelagert. Darunter auch tausende Giftgasgranaten.
Im Mai 1920 kam es dann zur Explosionskatastrophe. Zigtausende Granaten ohne Zünder, Sprengstoffreste und giftige Chemikalien wurden in weitem Umkreis verstreut. Das Werk wurde völlig zerstört und zurück blieb eine Industrieruine und ein hochgradig mit giftigen Chemikalien und Kampfstoffrückständen verseuchtes Gebiet. Erst Ende der 1980er Jahre wurde das Gelände aufwendig saniert. Das bedeutet nicht, dass alles Gift enfernt werden konnte. Die kontaminierten Bereiche sind abgedeckt und abgesperrt, das austretende Wasser wird gesammelt und gereinigt. Offen bleibt die Frage ob und inwieweit die Maßnahmen für nachfolgende Generationen ausreichend Sicherheit bieten. Herzlichen Dank an den Referenten für den hervorragenden Vortrag.