Ab 1939 hatte die Wehrmacht auf Befehl Hitlers den Krieg nach Europa getragen. Weite Teile des Kontinents waren bald verwüstet, aber die Nordeifel lag bei alldem buchstäblich „weit vom Schuss“, die Bevölkerung lebte in relativem Frieden. Seit Anfang 1943 erlebte die Wehrmacht mit ihren Verbündeten im Osten zunehmend Niederlagen und musste sich Zug um Zug zurückziehen. Am 6. Juni 1944 gelang den Westalliierten schließlich eine Landungsoperation an der Normandie-Küste. Bei schweren Verlusten auf beiden Seiten konnte das Invasionsheer unter amerikanischer Führung den Brückenkopf ausweiten; nach wenigen Wochen mit weiteren schweren Kämpfen zog sich die Wehrmacht durch Frankreich und Belgien zurück hinter die Befestigungen an der deutschen Westgrenze. Die amerikanischen Truppen setzten nach und erreichten bereits im Spätsommer und frühen Herbst die Nordeifel. Vor den sog. „Westwall“, einer Kette von Bunkern und Panzerhindernissen entlang der deutschen Westgrenze, machten sie zunächst Halt, um sich auf den Angriff gegen das Reichsgebiet vorzubereiten. Militärisch hatte die als „Westwall“ bekannte Befestigungslinie allerdings nur noch geringe Bedeutung. Die schwere Bewaffnung der Bunker war seit dem Herbst 1940 demontiert worden.
So erreichte die Kriegsfurie im Herbst 1944 in überraschendem Tempo und mit voller Wucht die Westgrenze des Schleidener Landes. Nach den Sommerferien 1944 wurden regional die Schulen geschlossen, zahllose ältere Schülerinnen und Schüler mussten zu einem von der NSDAP chaotisch organisierten „Schanzeinsatz“ ins Frontgebiet ausrücken. Das betraf etwa die Schleidener Oberschule. Zigtausende weitere Hilfskräfte schaufelten zwischen Losheim und Wahlerscheid Panzergräben oder andere Erdstellungen.
Es war Aufgabe der US-Air-Force, ihren Bodentruppen im Hinterland der deutschen Front durch die Zerstörung von Nachschubwegen, Verkehrsanlagen, militärischen Zielen und den Angriff gegen deutsche Truppenansammlungen das Feld zu bereiten. In der Folge verwandelte ein massierter Bombenkrieg das gesamte westliche Schleidener Kreisgebiet in ein wüstes Trümmerland. Viele Zivilisten flohen im Lauf des Herbstes und Winters aus der Gefahrenzone in weiter östlich gelegene Regionen. Manche gingen nur bis in den Raum Mechernich-Zülpich, andere suchten auf der rechten Rheinseite im Bergischen ihr Heil. Viele strandeten bei der als „Evakuierung“ bezeichneten Rückführung in den mitteldeutschen Gebieten. Andere entzogen sich jedoch der geforderten Abfahrt, sie verkrochen sich in Kellern, Erdlöchern oder den im Sommer 1944 eilig errichteten Stollen. So etwa am Schleidener Höddelbusch und an der Monschauer Straße. Am 7. Februar 1945 starben vor dem Höddelbusch-Stollen neun Zivilisten durch eine Granate. In Gemünd wurden bei einem Angriff die Schutzsuchenden im Stollen durch einen Volltreffer verschüttet, sie konnten aber lebend geborgen werden. Andere Gemünder versuchten, bis zur Ankunft der US-Truppen in einem im Kreuzbergtunnel stehenden Zug das Inferno zu überleben.
Seit dem Herbst 1944 erfolgten beinahe täglich schwere Luftangriffe auf Ziele in der Region. Am 13. Dezember 1944 beispielsweise auf Schleiden, wo sich neben den letzten Einheimischen auch etwa 2.000 deutsche Soldaten aufhielten. Der Angriff richtete besonders im Bereich des damaligen Hauses Fesenmeyer ein Blutbad unter den Soldaten an, neben etlichen Zivilisten starben 33 Wehrmachtangehörige sowie elf sowjetische Kriegsgefangene auf dem Schloss. Die Innenstadt lag nachher in Trümmern. Zwei Tage später gerieten Wollseifen, Harperscheid, Vogelsang und Heimbach in den Bombenhagel. Ein am 16. Dezember 1944 gestarteter Gegenangriff der Wehrmacht brach nach wenigen Tagen zusammen. Aber der Bombenkrieg, nun auch häufig unterstützt durch Artilleriebeschuss, setzte sich noch über Monate fort. Darunter litt die verbliebene Zivilbevölkerung sehr.
In einem Brief vom 27. Januar 1945 schilderte der in Schleiden gebliebene Ernst Hennes eindringlich die Situation: „Ich habe schon Hunderte mit begraben und viel Grauenhaftes gesehen. Außerdem begraben wir kaputte Pferde, in Schleiden liegen z.Z. nur 22 Stück. Auch graben wir immer nach toten Soldaten. […] Wenn Flieger kommen, sind wir natürlich gleich weg und den größten Teil des Tages verbringen wir in irgendeinem Stollen; dadurch kriegen wir nicht viel getan und haben auf dem Kammerwald meist einige Dutzend Leichen auf Vorrat. […] Wie es nach dem fünften großen Bombenangriff hier aussieht, kann ich nicht schildern. Ich kenne mich selbst nicht mehr aus. Nichts als Trümmer und Trichter und Verwüstungen, soweit das Auge reicht […] Vom Bahnhof bis Dardennes Fabrik ist ein Trichter neben dem anderen […] Hier ist fast kein Dorf mehr, was noch nicht angegriffen wurde, selbst Wintzen und Kerperscheid bekamen Bombenteppiche. Gemünd, Kall, Mechernich und andere größere Orte sind natürlich ganz kaputt und gänzlich verödet. Die Artillerietätigkeit hat in den letzten Wochen stark zugenommen, wir haben fast jeden Tag und jede Nacht Beschuss. Am Abend schossen sie 36 Schuss in noch nicht zehn Minuten hier herein.“ (Hier zitiert nach: Otto Kersting: Zukunft braucht Erinnerung, Schleiden 1995, S. 49f)
Ende Januar erfolgte auf breiter Front und wiederum mit zahllosen Opfern der Durchbruch der US-Truppen durch die vordere Westwall-Linie auf die Dreiborner Höhe. Sie eroberten am 4. Februar 1945 Dreiborn, Wollseifen, Vogelsang und die Urftstaumauer. Seit dem 23. Februar befand sich die Dreiborner Höhe vollständig in der Hand der Amerikaner. Dort blieben die US-Truppen zunächst stehen. Die Stollen- und Keller-Bewohner der Tallagen mussten sich einen weiteren Monat in ihren meist verlausten, kalten und feuchten Schutzräumen bei ungewisser Versorgungslage durchschlagen. Erst Anfang März 1945 gingen Amerikaner schließlich entschlossen auf die Trümmerwüsten Schleiden und Gemünd los, die sie bereits am 4. März unter Kontrolle hatten. Am 8. März 1945 endeten die letzten Kämpfe im Kreisgebiet Schleiden.
Die regionale Bilanz des Krieges war verheerend. Mehr als 2.000 Gefallene aus dem Kreisgebiet Schleiden an allen Kriegsfronten waren zu beklagen, 768 Zivilisten waren Opfer von Bomben oder Granaten geworden, Tausende hatte der Krieg verkrüppelt. 163 starben später noch bei Minenunglücken. Auch der materielle Schaden war gewaltig: Zahllose Häuser, Kirchen und Schulen, das Schleidener Schloss, Brücken, Straßen und Schienenanlagen sowie die meiste sonstige Infrastruktur waren vernichtet. Ein Beitrag von F.A. Heinen