Mit großer Zeremonie und Anteilnahme der Bevölkerung wurde die Gemünder Herberge 1929 eingeweiht (Bild unten). Die aus Trier stammenden Herbergseltern Michael und Cäcilia (Cilli) Feld übernahmen die Leitung. Sie waren in der Jugendbewegung groß geworden und somit für die Arbeit mit Jugendlichen gut vorbereitet. Doch als Städter aus dem milden Moseltal in die raue und winterlich kalte Eifelgegend gesetzt, ließ die Herbergsmutter zu dem Satz verleiten: „Hier bleibe ich keine zwei Jahre.“ Doch schließlich wurden 45 Jahre daraus. Zwei eigene Kinder wuchsen in der Herberge mit auf und genossen die Feste des Jahreslaufes, die Wanderungen und die Sing- und Tanzkreise der Gäste. Für 1931 registriert der Eifelverein in der Herberge Gemünd mit seinen 125 Betten 15.038 Übernachtungen[1].
Ab 1936 wehte ein anderer Wind über das Haus: sogenannte NAPO-Lehrgänge (nationalsozialistische-politische Kurse) waren an der Tagesordnung. Der Jugendherbergsverband wurde mit der Hitler-Jugend-Organisation gleichgeschaltet. Auch fanden Lehrgänge für Soldaten statt, bevor sie zur Front im Westen zogen. Ab 1941 wird der Herbergsvater (Hv) Feld zum Militär eingezogen, bis er 1945 fällt. Seit dieser Zeit organisiert die Herbergsmutter (Hm) Cilli die Unterkunft mit Geschick durch alle folgenden Schwierigkeiten. Am Kriegsende beschossen Amerikaner von der Kickley das Gebäude mit Phosphorgranaten, sodass es nicht zerstört wird, jedoch ausbrennt. Nach der Rückkehr der Hm beginnt der Wiederaufbau, wobei die Söhne mit 125 Schubkarren Schuttbeseitigung kräftig mithelfen. Auch weiterhin steht Sohn Reinhard bis Anfang der 60er Jahre der Hm tatkräftig zur Seite.
Schon bald erweist sich der Wiederaufbau aus den 50er Jahren (Bild rechts) als zu klein, sodass 1962 ein weiterer Umbau und 1970 ein großer Anbau zum Berg hin angefügt wird (Bild unten). Der Besuchertrend hat sich inzwischen sehr verändert. Während vor dem Krieg viele Einzelwanderer die Herberge besuchten, so kommen jetzt immer mehr Gruppen und Radfahrer. Für letztere wird eigens ein Fahrradschuppe für sechzig Räder errichtet. Unter den Radwanderern befinden sich auch zahlreiche Niederländer, die die Eifel entdecken wollen. Jetzt stehen 180 Betten zur Verfügung, ja sogar noch 30 Feldbetten mehr unter dem großen Dach in der „Götterburg“, wenn sehr große Nachfrage besteht. Diese Reservebetten-Lösung im Haupthaus wird jedoch bald aus Feuerschutzgründen untersagt.
Die couragierte Hm Cilli Feld fungierte lange Zeit auch im Bauausschuss und als Sprecherin der Herbergseltern Nordeifel und NRW. Mit Ende des Jahres 1969 konnte sie nach 41 Jahren in den verdienten Ruhestand gehen. Nach dem erfolgten Anbau 1970 folgten ihr in der Leitung die Ehepaare Drewniok (1971 bis 1985), Kralik (bis 1991) und Wieczorek bis zur Schließung und Abriss der DJH-Gebäude im Jahr 2017. Nach dem mehrjährigen Um- bzw. Neubau wurde zu Beginn der Sommerferien 2020 die Herberge wieder geöffnet. Die Leitung hat Herr Jascha Rasky übernommen. Möge dem neuen Herbergsvater weiterhin großer Erfolg in dem imposanten Herbergsbau beschieden sein. Ein Beitrag von Klaus Stüber.
[1]„Die Eifel 1888-1988“ in: Chronik R. Gehrke