Aus der Bilderkiste – Das „Kriegerdenkmal“ in Nierfeld

Der November ist traditionell der Monat des Totengedenkens. Die Menschen – nicht nur in der Nordeifel – kommen an Allerheiligen zusammen, um ihrer verstorbenen Familienangehörigen zu gedenken. Und sie treffen sich am Volkstrauertag, um an die Opfer der Kriege – Gefallene, Vermisste, Verstorbene – zu erinnern. Zu diesem Zweck haben die Bewohner fast aller Dörfer und Städte Denkmäler errichtet, in der Eifel üblicherweise als „Kriegerdenkmal“ bezeichnet.

Die Pflege obliegt dem Sportvereins; hier: Silvia Büser, Martina Rupp und Erika Heinrichs im Jahre 2007; Foto: N. Toporowsky

In Nierfeld wurde ein solches Denkmal schon 13 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fertig gestellt. Kurz bevor die aus dem Unterdorf kommende Straße – in Nierfeld „die Kell“ genannt – die kleine Anhöhe zwischen den beiden Ortsteilen erreicht, fällt in einer kleinen Nische auf der linken Seite das in einem schlichten grauen Stein gehaltene Denkmal auf. Es wurde von den Nierfeldern selbst und aus ausschließlich eigenen Mitteln gebaut. Drei Jahre lang hatten die Mitglieder des Sportvereins, des einzigen Vereins des Ortes, in den einzelnen Haushalten des Ortes das erforderliche Geld gesammelt.

Elf Steintafeln, auf denen insgesamt 32 Namen von Opfern der beiden Weltkriege eingemeißelt sind, hat man in die halbrunde Wandfläche integriert. Ein schweres Holzkreuz auf der Südost-Seite dominiert die Anlage. Am Sonntag, dem 19. Oktober 1958 fand die feierliche Einweihung statt. Für die Ortsbevölkerung sprachen Bürgermeister Peter Stoll und der Sportvereinsvorsitzende Theodor Sitta. Die Einsegnung nahm Olefs Pfarrer Theo Wallraff vor. Aus seiner Ansprache: „Zu Beginn möchte ich Euch drei Worte sagen: ein Wort des Dankes an die Erbauer, ein Wort des Trostes an die Hinterbliebenen und ein Wort des Friedens an alle. Ich möchte nicht in abgedroschenen Phrasen vom Heldentum reden, sondern nur sagen: Sie sind in Gott gestorben. Sie folgten nämlich dem Gewissen und somit Gott, denn im besten Glauben haben sie ihr Leben hingegeben aus Liebe zu den Ihrigen, weil sie die Sinnlosigkeit des Krieges nicht sahen …“

Von Interesse ist die folgende handschriftliche Notiz von Pastor Wallraff:

„Mein Vorschlag, nun auch mit der gleichen Opferwilligkeit auch in Nierfeld eine Kapelle zu errichten, wurde zuerst mit großer Begeisterung aufgenommen, doch in einer später stattfindenden Dorfversammlung abgelehnt, da ich dem Wunsch der Bevölkerung, Sonntags die dritte hl. Messe dort zu feiern, nicht erfüllen konnte.“

Offensichtlich setzte sich das häufig zitierte Selbstbewusstsein, manche sagen auch die Sturheit der Nierfelder durch: wenn nicht nach unseren Vorstellungen, dann gar nicht. Dabei war schon ein Standort für die Kapelle eingeplant: spiegelbildlich zum Kriegerdenkmal sollte sie etwas zurück gelegen an der steilen Straße aus dem Oberdorf – in Nierfeld „die Huch“ genannt – auf der rechten Seite stehen; damals stand dort das Spritzenhäuschen der Feuerwehr. Ob die Einwohner heute auch noch so entscheiden würden? Ein Beitrag von Norbert Toporowsky

Einweihung des Ehrenmals in Nierfeld am Sonntag, dem 19. Oktober 1958. Bild rechts: Kranzniederlegung am Ehrenmal am Tage der Einweihung.  Die Ehrenwache übernahm die Feuerwehr Nierfeld. In der Bildmitte Theodor Sitta, Vorsitzender des SV Nierfeld. Fotos: K. Strauch/N. Toporowsky

 

 

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