Die frühere Fronleichnamsprozession und die vier Stationen in Olef.
Am Donnerstag in der 2. Woche nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fronleichnamsfest. Nach dem feierlichen Hochamt in der Kirche gehört die Prozession seit dem 14. Jahrhundert zum festen Bestandteil dieses Festes. In früherer Zeit führte die Prozession in Olef zu vier verschiedenen Stationen, an denen von der jeweiligen Nachbarschaft Außenaltäre aufgebaut und festlich geschmückt wurden. In Begleitung einer Musikkapelle zog die Prozession in geordneter Reihenfolge mit Schulkindern, Erstkommunionkindern, Ministranten, Priester unter dem von vier Jungmännern getragenen Baldachin (Himmel), Fahnenträgern sowie der übrigen Gemeinde vorbei an fahnengeschmückten Häusern und durch die mit frischem Maiengrün und Blumenteppichen dekorierten Straßen und Wege zu den einzelnen Stationen. An den dortigen Altären, die symbolisch in die vier Himmelsrichtungen weisen, wurden Fürbitten gesprochen und der priesterliche Segen erteilt. Die Prozession fand nach zwei Stunden in der Kirche mit Segnung und feierlichem Gesang ihren Abschluss.
Zwischen den Wohnhäusern Oleftal 55 und Oleftal 57 befand sich lange Zeit ein Bildstock, an dem anlässlich der Fronleichnamsprozession einer der vier Stationsaltäre aufgebaut wurde. Die Eheleute Steffens-Poth, früher Eigentümer des Wohnhauses Oleftal 55, hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Olefer Pfarrei gestattet, neben ihrem Haus ein Stationskreuz zu errichten. Neben der Schenkung des hierzu notwendigen Platzes beteiligten sie sich auch an den Kosten der Herrichtung. Das Kreuz, bisher Grabkreuz der Familie Gies auf dem alten Olefer Kirchhof, hatten die Geschwister Fischer aus Aachen als deren Nachkommen zu dem besagten Zweck zur Verfügung gestellt. Zu Fronleichnam am 18. Juni 1908 wurde an dem Kreuz, eines von vier Stationen der Prozession, erstmals ein Altar errichtet.
Fortan oblag es den Nierfeldern, bis heute der Pfarrei Olef zugehörig, an Fronleichnam, anstatt bisher zwei nur noch einen Altar zu bauen. Sie mussten sich allerdings verpflichten, auf dem Platz vor der Langen Mauer mit der Zeit eine Muttergotteskapelle zu errichten. Hierzu kam es vermutlich wegen fehlender Finanzmittel aber nicht. Stattdessen wurde an gleicher Stelle im Jahre 1912 ein Marienbildstock erstellt, eine weitere Station, deren Ausgestaltung zu Fronleichnam den Nierfeldern vorbehalten war. Aus verkehrstechnischen Gründen wurde dieser Bildstock 1990 beseitigt und durch die Errichtung eines neuzeitlichen Gebildes am Rande der Olefer Ortslage vor dem Sportheim ersetzt.
Die dritte Station der Prozession war das nach dem Pfarrpatron St. Johannes Baptist bezeichnete Johanneshäuschen auf dem Büchel, der mit Abstand älteste Bildstock der vier Stationen. Auf das hohe Alter verweist ein Vermerk in der Pfarrchronik aus dem Jahre 1908: „Das dem Verfall nahe Johanneshäuschen auf dem Büchel ist vor Fronleichnam renoviert worden.“ Unter Aufsicht des Denkmalpflegers Dr. Zahn und im Beisein von Verantwortlichen des Bistums Aachen wurde der alte gotische Tabernakel 1990 aus dem Bildstock entfernt und nach anschließender Restaurierung in die südliche Chorwand der Pfarrkirche verlegt. Es wird vermutet, dass sich der Tabernakel ursprünglich in der Apsis der Kirche befunden hat. In das Johannishäuschen wurde ersatzweise eine Kopie des Original-Tabernakels eingebaut.
Abb. 3: Bildstock Auf dem Büchel, im Volksmund Johanneshäuschen. Bild: M. Honhoff | Abb. 4: Gusseisernes Stationskreuz In den Weiden. Bild: A. Käßbach |
Das heute im oberen Bereich der Straße „In den Weiden“ stationierte gusseiserne Wegekreuz mit einer Darstellung des Jesusknaben, die vierte Station der Prozession, blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück:
Die Ortsbewohner links der Olef fühlten sich lange Zeit benachteiligt, da die Fronleichnams-prozession nicht auch ihren Ortsteil durchzog. Es dauerte bis zum Jahre 1909, als der damalige Pfarrer Reiner Hubert Schüller diese Ungleichbehandlung einsah und sich um Abhilfe bemühte. Mit Hinweis auf die Problematik konnte er die Geschwister Fischer aus Aachen dazu überreden, dass sie ein weiteres großes Grabkreuz ihrer Vorfahren auf dem alten Olefer Kirchhof als Stationskreuz zur Verfügung stellten. Aufgestellt wurde das Kreuz in der „Bruchheck“ links der Straße in Richtung Schleiden auf einem Grundstück des damaligen Ortsvorstehers Wilhelm Stollenwerk. Da auch er ein Bewohner links der Olef war, ist davon auszugehen, dass ihm ebenfalls an einer Lösung gelegen war. Am 10. Juni 1909 zog die Fronleichnamsprozession erstmals durch diesen reichlich geschmückten Ortsteil zu dem Kreuz hin, wo der vierte Segen gegeben wurde. Gleichzeitig wurde die bisherige Station am Kreuz auf dem Dorfplatz als solche aufgegeben. Wegen des ansteigenden Verkehrsaufkommens auf der Bundesstraße sah man sich schließlich veranlasst, Mitte der 1960er Jahre den Standort des Kreuzes und somit die vierte Station der Prozession in die Straße In den Weiden zu verlegen. Umgeben von schattigen Bäumen und einer Ruhebank, hat das Kreuz hier seitdem einen passenden und idyllischen Platz gefunden.
Die traditionelle Prozession der Pfarrei zu den vier Außenaltären gehört inzwischen längst der Vergangenheit an. Gefährliche Verkehrswege, insbesondere aber auch strukturelle Veränderungen innerhalb der Kirche, haben dazu geführt, dass die Tradition in dieser Form nicht länger aufrechterhalten werden konnte. Fronleichnamsprozessionen finden in der Gemeinschaft der Gemeinden Hellenthal/Schleiden auch heute noch statt, allerdings nur noch wechselweise in den größeren Pfarrgemeinden, in Olef jedes dritte Jahr. Ein Beitrag von Alfred Käßbach