Von der Stadt beeindruckt, vom Empfang überwältigt.
Am vergangenen Samstag besuchten Mitglieder des Geschichtsforums unseren Nachbarverein, den Königlichen Geschichtsverein Zwischen Venn und Schneifel. In dessen Museum in St. Vith wartete Klaus-Dieter Klauser, Ehrenpräsident dieses Vereins, auf uns. Herr Klauser empfing uns als Gäste und führte uns dann durch die Stadt. Schon direkt vor dem Haus, einem ehemaligen Bahngebäude, gewannen wir einen Eindruck davon, wie sehr die Stadt im ausgehenden 19. und beginnenden 20 Jahrhundert von der Eisenbahn geprägt war. 1000 Bahn-Beschäftigte (mit sicheren Einkommen) trugen zum wirtschaftlichen Aufschwung der vorher eher abseits gelegenen Stadt bei. Mit nicht weniger als 26 Geleisen, die wir mit den zugehörigen Lok-Schuppen später im Museum auch im Modell sahen, nahm dieser Wirtschaftszweig wahrlich großen Raum ein.
Doch schon die ersten Schritte in die Stadt lenkten dann das Augenmerk auf schlechtere Zeiten. Eine Häuserzeile aus den 1950er Jahren war dort entstanden, wo früher die Stadtmauer verlief, ein erster Hinweis auf das Schicksal der kleinen Stadt während des 2. Weltkriegs. Dieser Eindruck wurde vertieft, als wir uns dem Büchelturm näherten, einem der ganz wenigen Gebäuden, die den Krieg einigermaßen überstanden haben. Als uns Herr Klauser dann zu den Infotafeln mit den Bildern aus dieser Zeit führte, blieb manchem fast der Atem stehen: Das Foto der Stadt vom 2. Weihnachtstag 1944 wird in Erinnerung bleiben: Wie eine Mondlandschaft, von Kratern übersät, ein paar Ruinen entlang der kaum noch erkennbaren Straßenzüge. Die Alliierten hatten die Stadt, nachdem sie erneut von den Deutschen Truppen besetzt worden war, total in Schutt und Asche gelegt. Obwohl die Bevölkerung teilweise evakuiert worden war, gab es riesige Verluste in der Zivilbevölkerung und bei den Militär-Angehörigen. Dass man um so mehr die Wiederaufbauleistungen unter den widrigen Bedingungen mit den damals zur Verfügung stehenden Materialien hervorheben sollte, versteht sich von selbst.
Nach einem Besuch in der katholischen Pfarrkirche, dem namensgebenden Stadtpatron St. Vitus geweiht, daher auch Wallfahrtskirche, zeigte uns Herr Klauser noch eine aktuelle Ausgrabungsstätte. Im Rahmen von Bauarbeiten war man auf das Burghaus der Stadt gestoßen – eine Entdeckung, die man zumindest in diesem Ausmaß in keiner Weise erwartet hatte. Die mächtigen Grundmauern sind erst teilweise freigelegt. Die archäologischen Arbeiten stecken noch im Anfangsstadium, wir werden von nun an mit Interesse verfolgen, was man dort noch finden wird.
Zurück im Museum ging es dann in die einzelnen Räume des Hauses. Von der Keltenzeit bis zur Gegenwart ist dort eine chronologische Abfolge der einzelnen Epochen zu sehen. Je nach eigenem Interesse blieben die „Schleidener“ in dem ein oder anderen Raum hängen. Man könnte in den auch sehr besucherfreundlich aufgebauten Ausstellungen tagelang verweilen; aber unsere Gastgeber (und der Begriff passt hier ausgezeichnet) luden noch zu Kaffee und Kuchen und einem freundlichen „Fachsimpeln“ ein. Wir waren auch von der Herzlichkeit des Miteinander überwältigt und möchten auch an dieser Stelle nochmals danken.
Zu den Räumlichkeiten des Vereins, zu seinen Leistungen kann man sich sicher unserem Mitglied Alois Sommer anschließen: „Da wird man als Schleidener neidisch“.