90 Jahre Schwimmbad im Dieffenbachtal

Wer die Stadt Schleiden durch das Tal des Dieffenbachs in Richtung Monschau verlässt, stößt unmittelbar nach dem Ende der letzten Wohnbebauung der Straße „Im Wiesengrund“ auf das Freibad der Stadt Schleiden. Das Freibad, eingebettet ins Tal des Dieffenbachs und im Schatten des Kammerwaldes, wurde vor genau 90 Jahren angelegt.

Bereits vor der Errichtung des städtischen Bades gab es in diesem Tal den sogenannten „Kuttenpohl“ und davor in Gangfort ein Bad der „Gesellschaft zur Schaffung von Bademöglichkeiten“ aus dem Jahr 1908. Im Jahr 1929 begannen die Planungen für das neue Schwimmbad. Rund einen Hektar Land erwarb die Stadt Schleiden von der Arenbergischen Grundbesitzverwaltung, bevor Ende 1933 die Arbeiten zur Errichtung des Bades begannen. Der Aushub des Schwimmbeckens wurde damals noch manuell mit „Schöpp unn Hau“ geleistet. Mit der Ausführung der Arbeiten wurde die Schleidener Firma Peter Klein beauftragt.

F.A. Heinen hat in seinem Beitrag im Jahresheft des Geschichtsforums Schleiden 2019 die Entstehungsgeschichte, Bauplanung und Einweihung des Bades am 24. Juni 1934 detailliert dargestellt. Die Grundlagen wurden bereits in der Zeit der Weimarer Republik gelegt, obwohl sich die örtliche NSDAP-Führung mit dem Projekt schmückte. Am 25. April 1935 vermeldete der TuS Schleiden unter Schwimmmeister J. Gies die Gründung einer Schwimmabteilung mit 25 Mitgliedern.

Von Anfang an waren nicht nur die einheimischen Badegäste die Zielgruppe, sondern ebenso Touristen. Regelmäßige Werbeanzeigen in regionalen Zeitungen sollten auswärtige Erholungssuchende ins Schwimmbad locken.

Der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos an der Schwimmanlage vorbei. Bei den schwersten Bombenangriffen auf Schleiden im Dezember 1944 wurde das Bad wie ein großer Teil des Städtchens zerstört. Nach Kriegsende stand die Mammutaufgabe der Beseitigung von Schutt, Trümmern und Bombentrichtern an. Bereits am 22. Juli 1946 entschied der Stadtrat über die Nutzungszeiten im renovierten Schwimmbad. Es wurden getrennte Schwimmzeiten für Frauen und Männer festgelegt: montags vormittags Frauen und nachmittags Männer, donnerstags vormittags Männer und nachmittags Frauen. In den übrigen Zeiten war eine „gemischte Nutzung“ erlaubt.

In der Stadtratssitzung vom 11. Juli 1949 wurde festgelegt: „Bei der Anstellung eines neuen Bademeisters ist darauf zu achten, dass derselbe strikt auf die Einhaltung der Badeordnung sieht und bei unkorrektem Verhalten der Badenden insbesondere der Jugendlichen energisch durchgreift.“

1956 wurde der Kabinengang mit 14 Kabinen wieder hergerichtet, 1964 auf 19 Kabinen erweitert. 1972 wurde die Struktur des Bades verändert, es entstanden drei neue Becken: Schwimmbereich, Nichtschwimmer- und Kinderplanschbecken.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schwimmbad nicht nur von Schleidener Bürgern, sondern auch von den städtischen Schulen genutzt. Viele Schüler erlernten hier das Schwimmen. Das Bad war die Heimat der sehr aktiven Schwimmabteilung des TuS Schleiden, die hier regelmäßige Wettkämpfe und 16 Schwimmfeste zwischen 1974 und 1992 ausrichtete. Höhepunkt war das große internationale Euregio-Schwimmfest 1978 mit 1800 Teilnehmern.

Ende der 1980er Jahre trat eine entscheidende Wende ein. Die Stadt Schleiden hatte den Betrieb des Bades an die „Kur- und Gastronomie GmbH“ verpachtet, doch im Dezember 1989 gaben die Pächter auf. Es drohte eine Schließung der Anlagen. Der Schleidener Geschäftsmann Elmar Scholzen erklärte sich zur Übernahme des Campingplatzes bereit, unter der Bedingung, dass auch das Schwimmbad dazugehörte. Nach kurzen Überlegungen stimmte Scholzen zu und der Vertrag wurde am 15. Februar 1990 unterzeichnet. 1993 ließ der Betreiber eine Riesenrutsche installieren.

Das Alter des Bades forderte seinen Tribut, vor allem die jährliche Renovierung der Beckenköpfe und die aufwändigen Reparaturen an Fliesen und Fugen. Eine Grundsanierung wurde erforderlich. Mit Unterstützung des Stadtverordneten Werner Bornes wurde das Bad 2004 als Edelstahlanlage neu eröffnet.

Seitdem erfreut sich das Bad wachsender Beliebtheit und ist auch 90 Jahre nach der Gründung ein Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen.

Ein Beitrag von Norbert Toporowsky
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