Das Bild einer Postkutsche aus unserem Bildbestand weckt Erinnerungen an eine vergangene Zeit, als das Leben bei weitem nicht so hektisch war wie heutzutage. Womöglich ist es diese „Entschleunigung“, die uns heutigen – von der tickenden Uhr getriebenen Menschen – das Eifeler Landleben anno dazumal als vermeintlich „gute alte Zeit“ erscheinen lässt.
Tatsächlich war das damals gemächliche Fortkommen natürlich nicht gewollt, es fehlten in Wahrheit nur die technischen Voraussetzungen für das schnellere und bequemere Reisen. Seit es die ersten Menschen in der Region gab, hatten die eigenen Füße für die große Mehrheit das übliche Fortbewegungsmittel gebildet. Da war die Einführung der ein- oder zweiachsigen Briefpostwagen, die auch Personen befördern durften, schon eine deutliche Verbesserung. Diese Kutschen verkehrten im preußischen Gebiet als „Karriolpost“ auf den Nebenstrecken ohne Bahnanschluss. Die Einrichtung war eng mit dem Postwesen verbunden. Wie Alfred Wolter, Ortshistoriker für den Bereich Dreiborn, berichtet, wurde zum 1. Juli 1884 im Dorf eine Telegraphen-Betriebsstelle eingerichtet, zwei Jahre später folgte bereits eine Postagentur im Nebengewerbe. Die Agentur war gleichzeitig Telegrafenanstalt und bot den „Fernsprechbetrieb“ an. Besitzer des ersten privaten Telefons war Josef Hilger im Haus Nummer 68. Er konnte seit 1886 telefonieren.
Seit wann an dieser Dreiborner Poststation auch die Postkutsche hielt, ist bislang unbekannt. Aber um das Jahr 1900 war der Weg von der Thol in Richtung Höfen durch das heutige Nationalparkgebiet im Dorf noch als „Alte Monschauer Poststraße“ bekannt. In den 1920er Jahren verschwanden die Kutschen, die abseits der Hauptverkehrslinien rollten, aus dem Straßenbild. Wie unser leider viel zu früh verstorbenes Mitglied des Geschichtsforums, Rudolf Gehrke, in seinem Buch „Gemünder Geschichten“ (S. 40 ff) schrieb, gab es bereits 1816 in Gemünd und Dreiborn einen „Fahrenden Boten“. Zwei Jahre später wurde eine zweimal wöchentlich verkehrende Karriolpost zwischen Gemünd und Monschau über Schleiden eingerichtet. Damit war der Personenverkehr für das Schleidener Tal eröffnet. Einige Jahre später bestand auch eine Kutschverbindung der Königlich Preußischen Post von Schleiden über Gemünd und Kommern nach Euskirchen. Allerdings konnte nur ein Fahrgast mitgenommen werden, der neben dem Kutscher auf dem Bock Platz nahm. Die Meile kostete fünf Silbergroschen: Reichlich viel Geld, das sich ein Arbeiter kaum leisten konnte.
Nach Fertigstellung der neuen Bezirksstraße, so Gehrke weiter, rollte wöchentlich viermal eine zweispännige Kutsche auf der Strecke nach Euskirchen. Nun konnten vier Personen mitgenommen werden. Gewartet wurden die Kutschen an den Poststellen, in Gemünd etwa an der Post-Expedition von August Messerschmidt, dort wurden auch die Pferde gewechselt. Bereits sein Vater hatte das Postgeschäft geführt.
Das Zeitalter der Pferdeposten endete, als sie durch das Stahlross ersetzt wurden. Die Oleftalbahn brachte das Aus zumindest für die Linien im Tal. Am 7. März 1884 fuhr der Postwagen letztmalig die Strecke Gemünd-Kall. Ab 1905 führte die Reichspost die „Kraftpostlinien“ als Ersatz für die Kutschenverbindungen im ländlichen Raum ein. Im April 1925 fuhr der erste Kraftpostomnibus auf der Strecke Monschau-Dreiborn-Gemünd nach Zülpich. Ab da wurden die Busse zum Kern des „Öffentlichen Personen-Nahverkehrs“.
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