12.06.2018: Vortrag: „Zwangsarbeit im Kreis Schleiden 1939-1945″

Franz Albert Heinen, erfolgreicher Fachbuchautor und Experte referierte zu dem Thema.
Er verstand es hervorragend, das Thema den Zuhörern zu vermitteln. Beginnend mit der Beschreibung der damaligen Ausgangssituation in den Jahren 1939 bis 1942, dem unmenschlichen Transport der Gefangenen in die Sammelstelle der Kriegsgefangenen im Sammellager Stalag 326 (VI K) Senne spannte er den Bogen zur Zwangsarbeit in unserer Heimat. An konkreten Beispielen, dokumentiert mit Fotos, berichtete er über das Leben und die Arbeit der in den vielen hiesigen Lagern untergebrachten Menschen.
Die unterschiedliche Behandlung von Polen, Russen und Westeuropäern in Verbindung mit der der Nazi-Ideologie wurde ebenso angesprochen, wie die beispielhaft mit Dokumenten unterlegten Regelungen und Vorschriften zum Umgang mit Gefangenen und Zwangsarbeitern sowie die Strafen, die bei Zuwiderhandlung angedroht und verhängt wurden. Untermauert von Einzelschicksalen waren die Zuhörer am Ende des Vortrags sichtlich bewegt. Ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen und zur Stärkung der moralischen Erinnerungskultur.

Eine Gruppe polnischer Zwangsarbeiter am Marienplatz
in Gemünd. Bild: Fotostudio Mertens, Gemünd

Tausende von zivilen und kriegsgefangenen Zwangsarbeitern wurden in den Jahren des Zweiten Weltkriegs in das Schleidener Kreisgebiet gebracht, wo sie in nahezu allen Branchen beschäftigt wurden: Von der Land- und Forstwirtschaft über die Handwerksbetriebe bis hin zur Industrie und dem Bergbau. Während Franzosen und meist auch Polen in der Regel halbwegs menschlich behandelt wurden, kamen insbesondere die Bürger der Sowjetunion nicht selten bei den großen Betrieben in Lager mit extrem schwierigen Lebensbedingungen. Schwerster körperlicher Arbeit stand nicht selten Hungerkost und erbärmliche Lagerunterbringung gegenüber. Misshandlungen und Erschießungen, bei Zivilarbeitern auch die Einweisung in Konzentrationslager zur sogenannten „Sonderbehandlung“ mit oft tödlichen Konsequenzen, kamen in erschreckendem Ausmaß vor. Von den im Herbst 1941 in das Kreisgebiet gebrachten sowjetischen Kriegsgefangenen kamen in den Arbeitskommandos des Schleidener Landes mehr als 130 Gefangene um. Insgesamt starben bis 1945 in der Region weit über 330 ZwangsarbeiterInnen.

Die Überlebenden wurden bald nach Kriegsende umgehend und teilweise gegen ihren Willen zurück in ihre Heimatländer abgeschoben. Zurück blieben die häufig in Massengräbern verscharrten Opfer, bei denen es sich weit mehrheitlich um verstorbene Polen und Sowjetbürger handelte. Nach jahrelanger liebloser Grabpflege wurden die toten Osteuropäer 1950 aus dem gesamten Kreisgebiet zu einem neuen zentralen Gräberfeld nach Hollerath umgebettet, und zehn Jahre später nochmals nach Rurberg. Damit verschwanden aus dem Kreisgebiet Schleiden die letzten sichtbaren Zeugnisse der Zwangsarbeit.  Das Fehlen eines Ortes, an dem man dieser Opfergruppe nationalsozialistischer Gewaltherrschaft gedenken konnte, trug womöglich dazu bei, dass 73 Jahre nach dem Kriegsende die regionale Zwangsarbeit aus der kollektiven Erinnerung getilgt ist. 

Eine Veranstaltung des Geschichtsforums Schleiden e.V. in Zusammenarbeit
mit der Ev. Trinitatis Kirchengemeinde Schleidener Tal und dem Netzwerk an Urft und Olef

 

 

 

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