Anlässlich des Oktoberfestes in Schleiden lud im Jahr 1950 die ADAC-Kreisgruppe Schleiden die Jungen (!) der Stadt zu einem Seifenkistenrennen ein. Es wurde allerdings mit Bedauern festgestellt, dass die dortigen Straßen zu steil für dieses Vorhaben wären und deshalb das Rennen in Gemünd stattfinden sollte. Die selbstgebauten Rennkisten wurden in zwei Kategorien eingeteilt: Klasse I mit Kugellager und Klasse II ohne Kugellager.
Die Rennstrecke betrug einen Kilometer und führte auf der Aachener Straße aus Richtung Herhahn vom unteren letzten Parkplatz dem Ziel an der heutigen Firma Lütz entgegen. Mit Hilfe einer Startrampe sausten die Jungen und später auch vereinzelte wagemutige Mädchen die Teerstrecke hinunter.
Nach diesem ersten gelungenen Rennereignis folgten in den nächsten Jahren auf gleicher Strecke weitere Veranstaltungen, die vom ADAC und dem Autohersteller Opel Rüsselsheim gesponsert wurden. Auch der Gemünder Motorsportclub glänzte durch Organisationseifer und -talent. Im Saal Pilger (heute Sport-Peters) fanden nicht nur die Siegerehrungen statt, sondern es wurden auch Filme gezeigt, wie in anderen Städten z.B. Berlin, Hannover, Duisburg solche Derbys durchgeführt wurden.
So entstand Anfang des Jahres 1953 aus der Begeisterung heraus ein toller Plan. Wie die Eifeler Volkszeitung schrieb, sollten an der nun 1 200 Meter langen Rennstrecke Tribünen errichtet werden, auf denen 20 000 bis 25 000 (!!!) Zuschauer Platz fänden; für rund 6 000 (!) Autos wäre in Gemünd genügend Parkplatz vorhanden; die anreisenden Jungen könnten für etwa fünf Nächte in der Jugendherberge untergebracht werden. Aufgrund der in den Vorjahren erfolgreichen und inzwischen international besetzten Rennen rechneten sich die Organisatoren sogar Chancen aus, für die Austragung des Deutschen Seifenkisten-Derby 1953 ausgewählt zu werden.
Obwohl aus dieser Ehre für Gemünd nichts wurde, war das Rennen 1953 dennoch erfolgreich. Die Zeitungen berichteten von 6 000 Besuchern, die dicht gedrängt an der durch Panzerfahrten zur Hoppelbahn gewordenen Straße die jungen Fahrer anfeuerten. Namen der Gemünder Sieger aus mehreren Jahren lauteten Bert Heck, Karl-Heinz Hermanns, Johannes Mager.
1954 folgte die Ernüchterung im Rennfieber: wegen Bauarbeiten und Umleitungen musste das Seifenkisten-Derby ausfallen. Von weiteren Rennen wird nichts mehr berichtet. (Klaus Stüber)