Intelligenzförderung für Eifeler Knaben Anno 1894

… Intelligenzförderung in der Eifel im Jahr 1894! Gefunden von Alfred Wolter. Was uns heute zum Schmunzeln anregt, war damals sicher eine sehr ernst zu nehmende Angelegenheit.

Auszug aus dem Artikel „Ansichten über eine vergrößerte Wehrbarmachung der Eifel“. Von Leutnant A.D. Blanckenhorn Hellenthal Eifel. „Aachener Anzeiger, politisches Tageblatt“ Nr. 196 / 1894

Anno Domini 1894; Anregungen zur Freizeitgestaltung und Intelligenzförderung für Eifeler Knaben.

Von Leutnant A. D. Blanckenhorn, Hellenthal Eifel.
   

Die Eifel, in den gesegneten Rheinlanden gelegen, ist unstreitig der ärmste Teil derselben. Sie ist in weiten Teilen hinter den Fortschritten der Kultur zurückgeblieben. Ihre Bewohner sind kernhafte Leute, durch das Klima sind sie von Jugend auf gegen Wind und Wetter abgehärtet.

Mein Vorschlag geht nun dahin:

Den militärischen Geist dieses Gebirgsvolkes schon in frühester Jugend zu wecken. Die Lehrer müssten angewiesen werden, jedes Jahr, an Sonntagen mit den älteren Knaben mindestens zehn Exkursionen in Wald und Gebirge zu machen. Die Knaben sollen Weg und Steg genau kennen. Über die am Wegesrand wachsenden Kräuter und deren Anwendung sind sie zu belehren.

Sobald ein Knabe das fünfzehnte Lebensjahr erreicht hat, haben sich dessen Eltern zu entscheiden, ob derselbe dereinst in ein Eifeler Gebirgsjägerkorps eintritt oder in einer anderen Einheit der Armee seinen Militärdienst leisten will. Fällt die Entscheidung für das Gebirgsjägerkorps aus, so haben sich die Knaben jeden Sonntagnachmittag um dreizehn Uhr an ihrem Bürgermeisteramt einzufinden. Daselbst werden sich ebenfalls ein Unteroffizier und ein oder zwei Korpsjäger einfinden. Es ist darauf zu achten, dass die Knaben noch nicht wie Rekruten behandelt werden.

Hat ein Knabe sich nun genaue Kenntnisse der Haupt- und Nebenwege im Umkreis seiner Heimat erworben, so werden ab dem siebenzehnten Lebensjahr Marsch und Feldwachdienst geübt. Den Knaben, welche ohnehin gerne Soldat spielen, soll man bei Auszeichnung eine baldige Beförderung zum Gefreiten oder Unteroffizier bei ihrer späteren wirklichen Dienstzeit in Aussicht stellen.

Ist unter diesen Vorbildungen das achtzehnte Lebensjahr erreicht, so werden die jungen Leute zu Schießübungen herangezogen, welche ebenfalls sonntagnachmittags stattfinden. So wird die Jugend vom Besuch der Wirtshäuser zurückgehalten. Durch Hervorhebung dieses Punktes wird man am leichtesten die Geistlichkeit dazu bewegen können auch diese Übungen am Sonntag zu zulassen.

Ist das zwanzigste Lebensjahr erreicht, dann beginnt die eigentliche Militärpflicht. Wie bei den Gebirgsvölkern der südlichen Länder werden nun die Schießübungen nach den Bedingungen für Jäger vorgenommen. So kann ein nicht unbedeutendes Kontingent an Scharfschützen herangebildet werden. Als Uniform für die Eifeler Gebirgsjäger wird Rock und Hose von grauem Kommisstuch mit grünen Aufschlägen, Feldmütze mit Schirm, Schuhe mit Gamaschen und das beste Gewehrmodell empfohlen.

  • In der Eifel wird so ein frischer militärischer Geist in der Jugend geweckt welcher dem Preußischen Nationalgefühl nur förderlich sei kann.
  • Die störenden Einflüsse, welche leider auf die einfachen Naturmenschen nicht gering sind, könnten neutralisiert werden.
  • Letztlich würde mit den Eifeler Gebirgsschützen dem Preußischen Heer eine nicht geringe Anzahl von wegekundigen Mannschaften zu Gebote stehen, welche bei einem etwaigen Krieg mit Frankreich von nicht unerheblichen Nutzen wehren.

Da der Verfasser einen großen Teil seiner Jugend in der Eifel zugebracht hat, ist ihm bewusst dass die Kenntnis des Waffengebrauchs zur Wilddieberei führen kann.

 

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