In unmittelbarer Nähe der Schutzhütte an der Kreuzung der Wanderwege auf dem Wackerberg, abseits der Orte Kall, Gemünd, Olef und Broich, liegt mitten im Wald auf Kaller Gemeindegebiet, grenznah zum Stadtgebiet Schleiden, das historische Haus Wackerberg. Nur wenige hundert Meter entfernt kreuzt der „Eifelsteig“, ein beliebter Fernwanderweg zwischen Aachen und Trier, den Bergrücken zwischen Olef und Kall.
Die Geschichte des Hauses Wackerberg beginnt 1923, als Alfred Inden, Fabrikdirektor der Vereinigten Stahlwerke Düsseldorf AG und Jagdpächter des Olefer Kirchenwaldes, ein fast vier Hektar großes Waldgrundstück von der Katholischen Kirchengemeinde Olef erwarb. Auf diesem ließ Inden ein massives Jagdhaus errichten, das er „Wilhelmsruh“ nannte. Seine Leidenschaft für die Jagd in diesem abgelegenen Eifeler Waldgebiet basierte auf seiner Familiengeschichte: Seine Vorfahren stammten aus Olef und waren dort als Schmiedehandwerker tätig. Die Gebrüder Johann Hubert und Wilhelm Inden, im 19. Jahrhundert zu Industrieunternehmern in Düsseldorf aufgestiegen, gründeten 1873 das Fittingswerk „Neuwerk“ in Urft, das später in den Konzern der Vereinigten Stahlwerke integriert wurde und 1942 endgültig geschlossen wurde.
Indens Familie lebte im Norden Düsseldorfs, pflegte aber durch Aufenthalte in ihrem Ferienhaus in Gemünd weiterhin enge Verbindungen zur alten Heimat. Nach den Vermögensverlusten infolge der Weltwirtschaftskrise 1929 musste Alfred Inden sein Jagdhaus an einen befreundeten Düsseldorfer Unternehmer verkaufen. Doch bereits 1933 fiel das Haus einem Brand zum Opfer.
1935 kaufte der Kreis Schleiden das Anwesen, baute das Haus wieder auf und nutzte es zur Unterbringung von „Arbeitsmaiden“. Diese jungen Mädchen mussten im Nationalsozialismus nach dem Schulabschluss ein Landjahr ableisten.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Eifel zunächst zum Aufmarschgebiet für den Überfall auf die Benelux-Staaten. Von Oktober 1944 bis März 1945 wurde die Region durch die Ardennen-Offensive und die Schlacht im Hürtgenwald zur Hauptkampflinie. Im August 1943 stürzte in der Nähe des Hauses ein amerikanischer Bomber vom Typ Boeing B-17 ab, dessen zehnköpfige Besatzung sich retten konnte. Schäden am Gebäude entstanden keine, später während des Beschusses umso mehr. Am 7. Februar 1945 vermerkt der Chronist des Kreises Schleiden/Euskirchen schweren Artilleriebeschuss der Amerikaner auf dem Wackerberg. Das Gebäude war nahezu unbewohnbar, seine Bewohner waren vorzeitig evakuiert oder hatten sich in Sicherheit gebracht.
Das Kampfgeschehen hinterließ nicht nur am Wohngebäude, sondern auch in den umliegenden Wäldern zerstörerische Spuren. Am 26. Juni 1947 wütete hier ein heftiger Waldbrand, der einen dreitägigen Einsatz der Feuerwehren aus Olef, Schleiden, Gemünd und Kall erforderte. Versteckte Minen und Sprengkörper im Waldboden machten die Löscharbeiten besonders gefährlich. Das Haus Wackerberg blieb jedoch von den Flammen verschont.
Im Spätsommer 1946, in Zeiten großer Wohnungsnot, wurde Wilhelm von Ameln, ein Vertriebener aus der Region, in dem desolaten Gebäude untergebracht. Von Ameln hatte seit 1937 in einer ehemaligen Jagdhütte bei Wollseifen gelebt und eine Kleintierzucht betrieben. Er richtete das Haus wieder her, installierte Strom- und Telefonanschlüsse und nutzte Teile des Gebäudes als Stallung für Ziegen und Hühner. 1950 kaufte er das Anwesen vom Kreis Schleiden und baute eine eigene Existenz auf.
Mit von Amelns Tod Mitte der 1970er Jahre endete der landwirtschaftliche Betrieb auf dem Wackerberg. Seine Familie zog in ein Kaller Neubaugebiet und vermietete das Haus als Wochenend-Apartments.
1984 verkaufte die Familie das Anwesen an ein Ehepaar aus Bonn-Bad Godesberg. Nach dem plötzlichen Tod des Mannes entschied sich seine Witwe zum Wiederverkauf. Manfred und Petra Kanzler sowie ein befreundetes Paar erwarben die Immobilie, renovierten sie umfassend und legten großen Wert auf den Erhalt der historischen Architektur.
Nach dem Auszug des befreundeten Paares um das Jahr 2000 richtete die Familie Kanzler ein neues gemeinschaftliches Wohnprojekt ein, das Elemente eines Forst-Anwesens und einer Country-Lodge kombinierte. Schließlich entschieden sie sich, eine klassische Ferienwohnung für bis zu 16 Gäste anzubieten, ideal für Familienwochenenden, Firmen-Workshops und Freundestreffen.
Unter der Bezeichnung „Waldquartier Wackerberg“ verfügt das ehemalige Jagdhaus heute über eine moderne Innenausstattung, Sport- und Wellness-Einrichtungen, einen Wintergarten und Glasfaseranschluss. Umgeben von 40.000 qm eigenem Waldgrundstück bietet es beste Voraussetzungen für einen entspannten und erholsamen Aufenthalt.
Im Rückblick auf seine 100-jährige Geschichte und seine bewegte Vergangenheit hat das Haus Wackerberg ereignisreiche und turbulente Zeiten überstanden und ist heute ein beliebter Aufenthaltsort für Ruhe- und Erholungssuchende.
Eine umfassende Dokumentation über das Haus Wackerberg und seine bewegte Vergangenheit enthält das neue Jahresheft des Geschichtsforums Schleiden. Das Jahresheft 2025 mit weiteren interessanten Beiträgen zur Regionalgeschichte wird wieder an den bekannten Verkaufsstellen angeboten oder kann online auf der Internetseite des Geschichtsforums (www.gf.sle.de) bestellt werden. Ein Beitrag von Alfred Käßbach, Fotos Sammlung M. Kanzler