Es hat ihn in der Tat gegeben – den Gemünder Klein-Zoo. In Erinnerung geblieben ist er meist den reiferen Jahrgängen unter uns, sozusagen als bruchstückhafte Kindheitserinnerung, obwohl er doch Ende der Fünfziger, bis Anfang der siebziger Jahre eine kleine Attraktion im Schleidener Tal darstellte. Wo sonst schon waren wahrhaftige, teils exotische Wildtiere aus nächster Nähe zu bestaunen.
Ein Besuch des Kölner Zoos war schon eine kleine Weltreise, dagegen ließ sich der Gemünder Zoo mit dem Fahrrad in kurzer Zeit erreichen.
Zu den Anfängen: Es war Gustav Kampmeyer, gebürtig aus dem Kölner Raum, der gegen Mitte der fünfziger Jahre von Herhahn nach Gemünd zog. Es muss sein Hobby, wenn nicht gar seine Leidenschaft gewesen sein, wilde Tiere zu domestizieren und zu halten.
Angefangen hat alles mit einem bunten Bestand an allerlei Federvieh, welcher er auf einem Grundstück zwischen der alten Schule und dem Urftwehr hielt. Darunter seltene Hühnerrassen und Gänse, über Fasane bis hin zu Pfauen. Dabei ging es mitunter recht laut vonstatten, schließlich sind Gänse, aber auch Pfauen, nicht die ruhigsten Zeitgenossen. Folglich nahm der Unmut der Gemünder Anrainer zu, so dass Gustav Kampmeyer ein neues Areal für sein Getiers suchen musste. So errichtete er Ende der fünfziger Jahre am Fuße des Salzbergs, auf einem Hanggrundstück zwischen dem heutigen „Alter Römerweg“ und der „Aachener Straße“, die in Richtung Herhahn führt, den Gemünder Klein-Zoo. Die Hanglage dort war nicht ideal, es gab zunächst nicht einmal fließendes Wasser.
Andererseits war er dort recht isoliert, wodurch er auch keine Nachbarn stören konnte. Er errichtete einige solide Gehege, so dass er auch größere Tierarten beherbergen konnte. Der Zoo wuchs in seiner Vielfalt, neben Damwild gab es Wölfe, Luchse, Äffchen, Waschbären… und auch der Pfau war wieder mit von der Partie.
Den Großteil der Tierhaltung finanzierte Gustav Kampmeyer aus eigener Tasche, dennoch spendeten regelmäßig Landwirte aus der Gegend noch eine Extra-Mahlzeit für die Tiere. Auch brachten Besucher hin und wieder etwas mit bzw. konnten für kleines Geld ein Tütchen Futter erstehen. Anfangs gab es nicht einmal fließendes Wasser auf dem Gelände, nicht nur hier wurde ordentlich improvisiert. Diese Art von Entbehrungen hat Gustav Kampmeyer durch seine Liebe zum Hobby und eine gute Portion Idealismus in Kauf genommen.
Es gab neben den Wildtieren auch einen – besonders bei Kindern – äußerst beliebten kleinen Parcours, auf dem man gegen einen kleinen Groschenbetrag mit den Ponys eine Runde drehen konnte.
Der Zoo wurde zu einem beliebten Ausflugsziel für Eltern mit ihren Kindern, und auch für Schulklassen war der Besuch ein unvergessliches Erlebnis, so dass sehr bald das Wort umherging, Gustav Kampmeyer wolle seinen Zoo um ein Ausflugslokal mit angeschlossener Zimmervermietung erweitern. Es ist zu bezweifeln, dass dieses zur fortgeschrittenen Stunde entstandene „Projekt“ es jemals über den Thekenrand der örtlichen Kneipen geschafft hat.
Anfang der siebziger Jahre neigte sich die Ära des Gemünder Klein-Zoos dem Ende zu. Nicht nur durch den späteren Tod seines Begründers, Gustav Kampmeyer, war ihm keine Zukunft beschert. Auch stellte das im Jahre 1967 eröffnete Wildfreigehege
Hellenthal mit seiner Greifvogelwarte unter Obhut des international bekannten
Tierfotografen und Greifvogelzüchters, Horst Niesters, den kleinen Zoo in der Besuchergunst hintenan. Der Gemünder Klein-Zoo wurde aufgelöst.
Dieser kleine Beitrag entstand aus einer Zusammenfassung von Gesprächen mit AltGemündern, die sich gerne die Erinnerung an den Zoo als Kindheitserlebnis erhalten haben und damit zugleich an die sprichwörtlich „gute, alte Zeit“.