Monschau. Die vergessenen Opfer der Zwangsarbeit 1939 bis 1945 stellt der Kesternicher Autor Dr. Dieter Lenzen in den Fokus eines neuen Buches, das der Geschichtsverein des Monschauer Landes am Sonntag im dortigen Archiv am Holzmarkt präsentierte. Das Interesse war erheblich, der begrenzte Raum am Holzmarkt 5 erwies sich als zu klein, um alle Besucher zu fassen. Die Vereinsvorsitzende Gabriele Harzheim führte knapp in das Thema Zwangsarbeit ein und verwies darauf, dass die Darstellung dieses Kapitels der Regionalgeschichte in der Nordeifel deutlich später als in anderen Regionen erfolgt sei. Mit der Darstellung des Geschehens für das Monschauer Kreisgebiet ist nun eine wesentliche Lücke geschlossen.
Lenzen stellt sehr deutlich die Opfer in den Mittelpunkt der Darstellung, benennt aber auch die Täter namentlich, sofern das rechtlich möglich erschien. Wo immer es machbar war, versuchte Lenzen auch, Bildmaterial zu den meist aus Polen oder der Sowjetunion in die Nordeifel deportierten Frauen, Kindern und Männern zu finden. Schon die schiere Zahl der rund 2.200 belegbaren Opfer im Kreis Monschau macht deutlich, dass es sich bei der Zwangsarbeit um ein wahrlich für keinen Zeitgenossen übersehbares Verbrechen handelte. 214 Menschen kamen in der Deportation oder der Kriegsgefangenenarbeit im Monschauer Land ums Leben.
Umso erstaunlicher war nach 1945 die Dimension des Verschweigens und Vertuschens. Das Bemühen um maximale Verdrängung führt bis heute dazu, dass man auf Erinnerungssteinen – den letzten Spuren des Geschehens – irreführende Angaben findet. Lenzen machte das am Beispiel der sowjetischen Gedenkstätte bei Rurberg deutlich. Bei seiner Ansprache wurde deutlich, wie tief ihn das Geschehen auch persönlich berührt. Insofern darf er bei diesem Erinnerungsprojekt im besten Sinne als „Überzeugungstäter“ angesehen werden.
Das Buch selbst stellt – akribisch und gründlich bis in die letzten Winkel erforscht – das Thema Zwangsarbeit in allen Facetten dar, bis hin zur direkten Tötung von Opfern. Ebenso macht das Buch deutlich, wie gründlich nach 1945 alle Spuren des Geschehens verdrängt wurden. Statt der allgemeinen realistischen Darstellung des Geschehens mit dem Unrecht, das den Opfern widerfuhr, beschränkte sich die übliche Legende auf die beruhigend wirkende Darstellung, in der eigenen Familie sei „der Pole“ anständig behandelt worden. Die Verdrängung spiegelt sich in der bisherigen Gedenkpraxis, die sowohl Ursachen als auch Täter und Opfer ausblendet. Da fordert der Autor grundlegende Korrekturen ein.
Für alle historisch Interessierten hat Lenzen eine unbedingt lesenswerte Darstellung vorgelegt. Sponsoren ist es zu danken, dass der Geschichtsverein Monschauer Land das Buch für nur 15 Euro zum Kauf anbieten kann.
Dieter Lenzen: Zwangsarbeit im Kreis Monschau 1939-1945, 366 Seiten, 127 Abb., Hahne-und-Schloemer-Verlag, Hrsg. Geschichtsverein des Monschauer Landes, ab sofort für 15,00 Euro zuzügl. 2,50 Euro Versandkosten beim Geschichtsverein Monschau, im Handel und u.a. bei der Sparkassenfiliale Simmerath erhältlich. (fa)